Wie das Erlangen von Bewusstheit eine neue Art und Weise des Fühlens aktiviert
Aufgrund einiger Anfragen und Gespräche erscheint es mir angebracht, eine Entwicklung zu beschreiben, die manche gerade erleben und die einigermaßen irritierend sein kann.
Viele Menschen erleben im Zuge ihrer Bewusstwerdung eine Veränderung ihrer Gefühlswelt.
Es geht dabei um die Art und Weise, wie man auf Informationen von außen reagiert und welche Gefühle man dabei entwickelt. Es ist dann nicht nur so, dass man nicht mehr so „mitleidet“ wie gewohnt, sondern dass auch das eigene Gefühlsleben verändert wird. Es kann dann sein, dass man sich ärgert, ohne sich zu ärgern. Oder dass man in Löcher fällt, ohne in das Loch zu fallen. Unsere Gefühle scheinen dann nicht mehr so intensiv zu sein. Man könnte dann den Eindruck haben, als ob die altbekannten Gefühle nicht mehr gefühlt werden können, als ob man neben sich oder über den Gefühlen stehen würde, als ob man gefühllos geworden wäre…
Das kann irritieren. Oft irritiert es auch die uns Umgebenden, weil wir uns nicht mehr so in die gefühlsintensiven Szenarien reinziehen lassen.
Was aber wie eine Emotionslosigkeit ausschaut, ist tatsächlich der beginnende Ausstieg aus der Polarität.
Denn mit der aktuellen Bewusstseinsevolution entwickeln sich auch die Möglichkeiten ÜBER der Polarität zu stehen. Nicht außerhalb, das geht nicht im menschlich-materiellen Sein, aber mit unserem Bewusstsein können wir uns auf eine Realitätsebene einschwingen, die es uns möglich macht, die Polarität auf der Bewusstseinsebene zu überwinden und somit unser Denken und Fühlen zu „beherrschen“.
Diesen Zustand des bewussten Umgangs mit den Polen nenne ich: Trialität.
Das heißt: wir können uns bewusst entscheiden, welches Gefühl wir leben wollen. Sind somit NICHT mehr im tosenden Wellenmeer der Gefühle gefangen und von unseren Gefühlen hin und hergeworfen, sondern sind fähig zu entscheiden, welche Gefühle wir ausleben wollen. Das bezieht sich auch darauf, wie wir auf Ereignisse reagieren, die uns triggern, und auf die wir unserer Prägung gemäß mit entsprechenden Gefühlen reagiert haben.
Wir erheben uns also über die durch unsere Prägung „automatisierte“ Gefühlswelt.
Von außen betrachtet erscheint es dann so, als wären wir emotional abgebrühter oder abgehoben zu sein.
Ist aber nicht so.
Es ist vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl!
Sind wir mit unserer Gefühlswelt noch in der Polarität gefangen, „leiden“ wir unter den Gefühlen, die mit unserer kindlichen Prägung entstanden waren. Und reagieren demgemäß auf bestimmte Situationen und Geschehnisse.
Wir sind betroffen, mitgenommen, mitleidend, ausgelaugt und ausgesaugt. Genervt, verärgert, beleidigt oder wütend. Werden von Informationen und Begebenheiten getriggert und reagieren mit den uns wohlbekannten Gefühlsausbrüchen.
Das gesamte Spektrum der Trigger-Gefühle eben.
Aber nun ist es möglich, sich über dieses Mitgerissen-Werden zu erheben und aus der Kraft der Liebe heraus zu fühlen. Dadurch kommen wir in die Lage, über den Gefühlen zu stehen und bewusst zu entscheiden, was wir wirklich fühlen und tun wollen.
Weil wir nicht mehr in das polare Drama eingebunden sind, wie wir es gewohnt waren.
Mit einem erweiterten Bewusstsein können wir nun also aus diesem „automatisierten“ Agieren und Reagieren der Gefühle austeigen, indem wir die allumfassende bedingungslose Liebe in unserem Herzen aktivieren und ausleben.
Dadurch können wir zum Beobachter unserer Gefühlslage werden und können uns bewusst entscheiden, wie wir fühlen und handeln wollen.
Ohne von den Trigger-Begebenheiten dazu „gezwungen“ zu werden.
Wir haben dann also einige unserer Muster überwunden und in der Liebe aufgelöst…
So kommt es, dass man sich zum Beispiel über das System „aufregen kann“, ohne sich tatsächlich aufzuregen. Oder dass man von Leuten genervt sein kann, ohne tatsächlich genervt zu sein.
Es ist schwierig diese neuen Gefühle in Worte zu fassen, da sie nicht mehr so extrem sind, wie wir es gewohnt sind. Weil wir dann nicht mehr in das Geschehen verwickelt sind, wodurch wir das Geschehen als Beobachter betrachten können und in der Ruhe des Beobachtens die Gefühle aktivieren und leben, die wir leben wollen.
Und nicht wie früher aufgrund der Verhaftung in das Geschehen automatisch mit einem der Prägung entsprechenden Gefühl reagieren!
Dann kann man die uns umgebenden Geschehnisse zwar wahrnehmen, kommentieren und erfahren, ist aber kein Teil dieser Geschehnisse mehr! Sie berühren einen dann auch nicht mehr.
Und nicht, weil man gefühlskalt geworden wäre, sondern weil man „drüber“ steht. Weil man vom Platz des Beobachters bewusst entscheiden kann, inwieweit man sich auf diese Geschehnisse einlässt. Weil man eben aus der Sicht des Beobachters aus der höheren Distanz eine ganz andere Verbindung dazu hat.
Und das ist Freiheit!
Das hat nichts damit zu tun, dass man gefühllos geworden wäre! Das ist nur eine Sicht aus der alten Gewohnheit, wie man auf Geschehnisse zu reagieren hätte.
Wir sind uns lediglich darüber bewusst geworden, wie wir was fühlen und erleben wollen (dass wir unsere individuellen Gefühle ausleben sollen, gehört in eine andere Ebene. Aber da geht es um die eigenen Gefühle und nicht die, die von außen getriggert werden) Es ist also nichts Schlechtes, wenn man entspannter und gelassener auf Geschehnisse reagiert, die von außen auf einen einstürzen.
Durch diese Entwicklung können wir Probleme aus einer freieren Sicht betrachten und können deswegen auch ganz anders reagieren. Weil wir eben nicht mehr „drin“ stecken.
So kommt es also, dass man sich zunächst als etwas gefühlskühler wahrnehmen könnte. Oder dies gesagt bekommt.
Was aber eigentlich eine Entwicklung zum bewussten Beobachter darstellt, durch die wir uns aus der Polarität in eine übergeordnete Stellung hin entwickelt haben, um so nicht mehr IM Geschehen verhaftet zu sein und somit frei zu sein, zu fühlen und zu reagieren, wie es uns tatsächlich aus freien Stücken entspricht.
Und so können wir mitfühlen, müssen aber nicht mehr mitleiden!
Die Befreiung aus der Polarität bringt eben Bewusstheit.
Und in dieser Bewusstheit sieht man die Dinge anders. Und ist eben nicht mehr IM Spiel, sondern man beobachtet es.
Dadurch werden wir stärker und klarer.
Es verändert sich also viel.
Für uns und auch für unser Umfeld. Und vieles, was neu ist, erscheint zunächst als sehr merkwürdig und irritierend.
Die neue Zeit wird uns tiefgreifend verändern.
Was sich da alles entwickeln wird - wir werden es erleben.