Spirale in das Reich des Zweifels
Vor einigen Wochen kam eine Situation in mein Leben, die mein Vertrauen in meine Umwelt sanft erschütterte. Dieser kleine Ruck hatte aber eine faszinierend zu beobachtende Tendenz sich unmäßig zu vergrößern und zu verschlimmern. Ein kleines Steinchen am Abhang bringt den ganzen Berg ins Rutschen.
Das Vertrauen, das ich gebrochen fand, öffnete ein Tor in die Vergangenheit, wo sich der erste Schmerz, das erste Verlassen werden, befanden, um von dort aus dezente Fäden in die Zukunft zu legen, um alles mit Vorsicht und Mißtrauen zu umgarnen.
Nun hatte ich ja viel von diesem Mißtrauen abgelegt und mein Urvertrauen in mir wiedergefunden, doch um völlig zu mir selbst zu kommen,
mußte diese erste Erfahrung auch noch transformiert werden.
Der erste Schmerz ist immer der größte und tiefgehendste, und der Blick in dies Geschehen ist kein gemütliches Kinoerlebnis.
Ich öffnete mich, erfuhr meine Geschichte noch einmal und versuchte all das erlebte wieder loszulassen um gestärkt in meine Mitte zurück zu kommen.
Die tiefen Furchen der Vergangenheit waren aber nicht so leicht abzulegen.
Insbesondere deswegen, weil das System so funktioniert, daß es schwierig wird aus einem gegrabenen Loch wieder heraus zu kommen.
Es genügt ein kleines Törchen, ein kleines bischen Angst, um eine Macht ins Leben zu rufen, die manchmal stärker ist, als wir einzelne Bewußtseinsflammen.
In meinem Fall war das Mißtrauen, das ich für eine kleine Weile empfand gerade so groß, um sich für das Eindringen all der Gedankenfelder zu öffnen, die uns ständig umgeben.
So fühlte ich nicht nur meinen eigenen Bruch in das Vertrauen zu anderen, sondern zog all die Gedanken und Gefühle von Menschen in mich, denen ähnliches widerfahren war.
Und es gibt viele, sehr große Felder, die sich über Angst, Schmerz, Mißtrauen und sonstigen Verletzungen definieren. Felder, die gefüttert werden durch jeden Gedanken und jedes Gefühl, welches dieses Thema beherbergt.
In meinem Schmerz wurde mit gar nicht klar, wie sehr sich die Gedanken anderer Menschen und anderer Wesen in mein Tun schoben.
Und es eröffnete sich eine wundervolle Spirale in die Dunkelheit.
Immer dicker und fester in die Materie eingreifend, zog ein kleiner Gedanke größere Gedanken an. Ein kleines Gefühl zog größere Gefühle an, dummerweise mit dem Thema Mißtrauen. Und wie es so ist: aus Gedanken und Gefühlen werden Taten und Erfahrbares.
Ich stelle also fest, daß mein Mißtrauen sich ausdehnen darf, weil plötzlich noch weitere, bislang gar nicht so wahrgenommene Fälle von vertrauensbrechenden Maßnahmen in mein Leben erscheinen. Diese Wahrnehmung führt dazu, daß meine Gedanken sich verstärkt mit dem besagten Thema beschäftigen und sich in mir ausdehnen, so daß das große gemeinsame Feld des gebrochenen Vertrauens noch mehr Platz in mir findet, was dazu führt, daß meine Wahrnehmnung noch mehr von dieser Sichtweise beeinflußt wird. Was dazu führt, daß ich noch mehr Fälle von Vertrauensverlust in meinem Leben beobachten durfte, was dazu führte, daß sich meine Gedanken dahingehend noch mehr weiteten und all die Gedanken anderer Menschen noch mehr in mein Leben fließen konnten und und und....
Interessant, wie sich diese Spirale aus einem relativ kleinen Punkt in eine allumfassende Wirklichkeit transformieren kann.
Eine Spirale, die kaum durchbrochen werden kann, wenn man nicht ständig saumäßig gut aufpasst ;-)
Gleichzeitig zu dem Beobachten und Erleben des immer größere Ausmaße annnehmenden Vertrauensproblems, verschließe ich mich mehr und mehr. Ich ziehe mich zurück, denn das Vertrauen in andere Menschen schwindet und schmerzt. Rückzug ist die einzige Alternative – denkt sich der gebeutelte Geist.
Und isoliert sich mehr und mehr. Durch die Isloation geschehen weitere Situationen, die mich als allein stehend erfahren lassen und mich dementsprechend mehr und mehr isolieren.
Welch eine Kraft.
Doch wer Augen und Ohren hat, sehe und höre, denn überall lauern Botschaften und Hinweise, die wir leider nicht immer wahrnehmen.
In meinem Fall war es ein Buch über den Lichtträger Luzifer. Ein fiktiver Roman, der alles miteinander verwurstet und eine spannende Geschichte schreibt. In diesem Buch mußte der Lichtträger alle lebenden Wesen in sich aufnehmen - ohne sich selbst zu verlieren - um das NICHTS davor zu bewahren, alles in sich aufzusaugen und das gesamte Leben auszulöschen.
Dieses Allesinsichaufnehmen war für mich der Schlüssel.
Als ich wieder tanzen ging, und meine selbst geschaffene Isolation das äussere Isolieren und Ausgrenzen durch andere Menschen erschuf, fiel mir diese Geschichte ein, und ich atmete tief und sog alle anwesenden Menschen und Energien in mich ein.
Ich beendete die Isolation und nahm angstfrei alles in mich auf, was da um mich herum geschah. Ich sog alle Gefühle, alle Aktionen, alle Wesen in meine Wahrnehmung und in mich hinein, im Wissen, daß alles ICH BIN!
Die Grenzen aufgehoben und ausgehebelt, veränderte sich sofort die Situation. Ich fühlte mich selbst inmitten des Allem und war mir wieder bewußt ein Teil von allem zu sein, so wie alles ein Teil von mir ist.
Wissend, daß nur die Wahrnehmung der unterschiedlichen Aspekte der Erfahrungsvarianten mein Leben ausmacht.
Sofort konnte ich frei wählen, welche Erfahrung ich wahrnehmen und erleben wollte. Ich entschloss mich Lebensfreude und Party zu erleben.
In den darauf folgenden Meditationen kam mir mein eigenes Ich wieder mehr und mehr zu Bewußtsein.
Immer klarer lernte ich wieder mein Selbst von all dem Nichtselbst zu trennen, und mich damit zu klären.
Ich betrachtete die Situationen der letzten Wochen und sah mich als treibende Entscheidungskraft, sah wie sich die Situationen durch meine Wahrnehmung materialisierten und daß jeder Mensch, jedes Wesen, viele Facetten hat, die sich dann nicht zeigen können, wenn wir die Wahrnehmung dieser Menschen auf eine einzige ihrer Facetten beschränken. In diesem Fall, die Facette scheinbar nicht vorhandener vertrauensbildender Maßnahmen.
Der Spirale entronnen, mit klarem Blick auf das Geschehene, verzieh ich zunächst all denen, die den Grundstein eines Vertrauensbruchs in mein Leben legten, verzieh mir selbst und öffnete mein bibbernes Herz um es in die Welt hinausstrahlen zu lassen.
Es zeigt sich, wie stark die Felder sind, die sich um uns legen und uns Gedanken und Gefühle geben, die nicht die unseren sind.
Und daß es nicht leicht ist, jeden Augenblick bei klarem Bewußtsein zu sein, insbesondere dann nicht, wenn ans Herz gehende Situationen Tore in uns öffnen, die anderen Kräften Zugang gewähren.
Es ist wichtig sich darüber bewußt zu sein, daß nicht alle Gedanken und Gefühle, die wir erleben, unsere eigenen sind!!
Laßt uns ein neues Feld installieren, welches es dem einzelnen leichter ermöglicht, zwischen sich und den umgebenden Einflüssen zu unterscheiden, so daß die Spiralisierung unserer Gemütszustände endlich ein Ende hat.
Grüße aus geöffnetem Herzen, Mario Walz